Editorial

Windows 11 Upgrade: Selbe Geschichte wie bei Windows 10 Mobile?

Windows 11 wird für Windows 10 Nutzer ein kostenloses Update sein, muss aber manuell initialisiert werden und die Liste kompatibler Geräte ist limitiert. Droht Windows 11 ein ähnliches Schicksal wie Windows 10 Mobile?

Vor dem Release von Windows 10 Mobile im Jahr 2015 war Microsofts mobiles Betriebssystem in seiner Blütezeit. Marktanteile hatten in manchen Ländern die Zweistelligkeit erreicht, auch in Deutschland war man nicht allzu weit davon entfernt. Ursprünglich sollte das neue Windows 10 Mobile, welches seine Code-Basis mit dem Desktop-System teilte, für alle mobilen Geräte veröffentlicht werden, auch die Schwächsten Smartphones sollten es erhalten.

Später wurden die Anforderungen jedoch angehoben und Geräte mit 4 GB RAM und 16 GB Speicher wurden ausgeschlossen. Daraufhin ging man sogar einen Schritt weiter: Windows 10 Mobile wurde für die meisten Geräte ein vollkommen optionales Update, das nur per Upgrade Assistenten manuell vom Nutzer initiiert werden musste.

Windows 11 vor ähnlichem Schicksal?

Windows 11 kommt für eine sehr begrenzte Anzahl an Geräten mit aktueller Hardware als optionales Update. Ein Update, das womöglich die Mehrheit der Nutzer gar nicht interessiert. Es war keine Seltenheit, auch Jahre nach Support-Ende von Windows Phone 8.1 noch Nutzer mit kompatiblen Smartphones zu sehen, die Windows 10 Mobile nicht installiert hatten.

Windows 11 droht eine solche Zukunft wohl nicht. Microsoft wird sicherstellen, dass jeder Windows 10 Nutzer mit einem kompatiblen Gerät erfahrt, dass Windows 11 verfügbar ist. Langfristig, also zum Support-Ende von Windows 10 hin, wird man womöglich auch etwas lautstärker sein neues Betriebssystem an bestehende Nutzer vermarkten.

Was allerdings droht, das ist eine anfangs sehr geringe Verbreitung von Windows 11. Dadurch, dass nur Prozessoren ab 2018 unterstützt werden, ein aktiviertes TPM 2 Modul Pflicht ist und das Update zudem auch optional ist, wird das dafür sorgen, dass wohl nur ein Bruchteil der aktuell enormen Windows 10 Nutzerschaft auf Windows 11 umsteigt.

Wie groß wird das Entwickler-Interesse?

Windows 10 Mobile konnte einige enthusiastische Entwickler für seine Plattform gewinnen. Unigram, MyTube, 8zip und ähnliche Apps sind hervorragende Beispiele, dass hochwertige Apps auf diesen Plattformen möglich waren. Die meisten, relevanten Entwickler hat die Plattform allerdings aufgrund der geringen Nutzerschaft schlichtweg nicht interessiert. Facebook, WhatsApp, Spotify und unzählige weitere Unternehmen wollten ihre Windows Phone 8-Apps nicht einmal aktualisieren und neue Entwickler konnte Windows 10 Mobile kaum anlocken.

Mit einer derart limitierten Anzahl an kompatiblen Geräten und einem manuellen Update könnte Windows 10 noch längere Zeit das dominierende PC-Betriebssystem bleiben. Entsprechend könnten Entwickler sich eben auch in Zukunft darauf fokussieren und die neuen Möglichkeiten mit Windows 11 eventuell gänzlich ignorieren.

Wie viele Entwickler werden ihre Android-Tablet-Apps wegen Windows 11 in den Amazon App-Store bringen, um den Nutzern unter Windows 11 bereitzustellen? Wie viele Entwickler werden ihre Win32-Programme mit WinUI 3 verschönern für einen konsistenten Look unter Windows 11? Wie viele Entwickler werden ihre Apps als Widgets bereitstellen wollen, um das Windows 11 Feature noch etwas nützlicher zu gestalten?

Und schließlich bleibt zu fragen: Wenn auf diese Fragen die Antwort „wenige Entwickler“ lautet, wie lange die Geduld von Microsoft sein, um eventuell spannende Features oder gar das Betriebssystem weiterzuentwickeln und weiter in die Entwicklung von Windows 11 zu investieren? Insbesondere eben dann, wenn die PC-Verkäufe langfristig wieder fallen und die Pandemie dem Ende entgegengeht.

Microsoft hat Windows 10 lange sehr stiefmütterlich behandelt und es stellt sich die Frage, wie schnell Windows 11 dieses Schicksal ereilen wird, wenn das Interesse für das System gering ausfallen sollte.

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"Entdeckung besteht darin, den gleichen Gegenstand wie alle anderen zu betrachten, sich aber etwas anderes dabei zu denken."
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